Kriechöl ist (fast) ein Zaubermittel
Kriechöle sind sehr dünnflüssige, raffinierte Öle mit einer äußerst geringen Oberflächenspannung sowie Wasser verdrängenden Eigenschaften. Diese Merkmale ermöglichem dem Kriechöl, in feinste Zwischenräume wie Ritzen, Spalten und Passfugen einzudringen. Additive erweitern den Einsatzraum für Kriechöle und sind je nach Zusammensetzung auf spezielle Wirkweisen ausgerichtet. Insbesondere medizinisch-reine Kriechöle gelten als äußerst umweltverträglich.
Der Zauber braucht Einwirkzeit
Kriechöle werden gesprüht, um die Bildung eines feinen Films zu erzielen. Jedoch ist auch das Aufbringen mit Pipetten,
Pinseln, Kanülen oder Nadeln möglich und bei geringen Wirkmengen durchaus üblich. Durch die hohe Kapillarwirkung der Kriechöle sind diese fähig, sich auch gegen die herrschende Schwerkraft auszubreiten. Dabei können diese Öle selbst in feinste, mikroskopisch kleine Zwischenräume eindringen und so beispielsweise Oxide, Schmutzanhaftungen oder auch Feuchtigkeit unterwandern. Diese Eigenschaften werden genutzt, um Korrosionen zu lösen. Dabei verdunsten Kriechöle allerdings erst bei hohen Temperaturen.
Verwendung von Kriechölen
Primär werden Kriechöle als ein Gleit- und
Schmiermittel eingesetzt. Die Voraussetzungen und Anwendungsbereiche machen sie auch als Trägerstoffe für beigemischte Zusätze interessant. Sie können so hocheffiziente Wirkstoffe an sonst unerreichbare Stellen transportieren. Kriechöle mit dem Zusatz Molybdändisulfid werden speziell als
Rostlöser eingesetzt und MoS2-Rostlöser genannt. Sie eignen sich als Hilfsmittel im Werkstattbereich und bei sonstigen Instandsetzungsarbeiten, um beispielsweise an Gewinden korrodierte Schraubmuttern zu lösen oder allgemein von Rost befallene Metallverbindungen mechanisch zu lösen. Im Bereich der Feinmechanik und des Modellbaus werden
Silikon-Kriechöle gern eingesetzt, da sie auf nahezu jeder Oberfläche bedenkenlos einsetzbar sind und einen optimalen, mikroskopisch feinen aber beständigen Gleit- und Schmierfilm erzeugen. Dabei genügt sparsamster Einsatz - oftmals schon eine Pinsel- oder Nadelspitze zum Aufbringen in kleinste Gleitlager, um gewünscht gute Langlaufeigenschaften zu erzielen.
Absolut unbedenklich
Rein biologische und medizinisch-reine Kriechöle ermöglichen weite Einsatzgebiete im Bereich der Nahrungsmittelindustrie, der Kosmetikindustrie bis hin sogar zur pharmazeutischen Industrie. Kontakt zu Lebensmitteln und Arzneimitteln ist dabei absolut unproblematisch. Insbesondere bei der Tiermedizin finden medizinisch reine Kriechöle sogar zum direkten Aufbringen von Wirkstoffen auf die Haut unterhalb des Felles Anwendung. Nach dem Aufbringen des jeweilig verwendeten Kriechöls ist allerdings in jedem Fall und jedem Einsatzgebiet, also von der Werkstatt bis zur Tierarztpraxis, eine Einwirkzeit des Mittels und gegebenenfalls sogar ein mehrmaliges Aufbringen (je nach Art und Umfang des Einsatzes) mit einzuplanen.
Wertvolle Tipps für die Praxis
- Silikonöl wird im Werkstattbereich gerne verwendet, da es nicht wie andere Sprühöle harzt und auch jegliche Materialien nicht angreift, wie das bei manchen Rostlösern der Fall sein kann. Es kann bedenkenlos beispielsweise in Türschlössern oder deren feingliedrige Mechanik gesprüht werden. Ein so behandeltes Schloss trotzt auch so manchem winterlichen Kälteeinbruch. Für Modellbahnen eingesetztes Kriechöl sorgt für einen nahezu reibungslosen Betrieb des Motors oder des Zahnradgetriebes.
- Generell sollten alle Teile vorsichtig behandelt werden. Keinesfalls ist ein kräftiges Einölen sinnvoll. Meist reicht es, das Kriechöl sehr sparsam aufzutragen oder mit einem glatten, leicht ölgetränkten Tuch abzureiben. Kriechöl sorgt auf Chromteilen für neuen Glanz und beständigen Langzeitschutz vor Witterungseinflüssen.
- Als absoluter Geheimtipp wird Kriechöl unter Tauchern gehandelt: Zur Entsalzung der Ausrüstung nach Tauchgängen im Meer wird es nach einem Spülvorgang mit Wasser zum Teil mehrfach aufgesprüht und trägt so zum Langzeitschutz der Ausrüstung bei.
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