Madeira-Wein - mit dem typischen Karamellgeschmack
Die Gruppe vulkanischer Inseln etwa 600 Kilometer vor der marokkanischen Küste, die man in der Antike die "Verzauberten Inseln" nannte, heißen heute Madeira, Porto Santo und Desertas. Madeira ist heute die größte Insel dieses Archipels und eine der schönsten der Erde: steil wie ein Eisberg und grün wie eine Waldlichtung. Seit fünf Jahrhunderten ist der Wein das Haupterzeugnis der Insel. Er fällt jedoch keineswegs so aus, wie dies die prächtigen Weinberge zu versprechen scheinen, sondern hat eine saure Note, mit der man sich nicht so leicht befreunden kann.
Die einzigartige Herstellungsmethode des Madeira
Früher wurden Fässer mit Madeira als Ballast mit auf die Weltreise genommen, wobei der Seegang und die zweimalige Äquatorüberquerung dem
Wein eine schöne, milde Reife verliehen, so dass er, wenn er wieder nach Funchal gelangte, weit besser geworden war. Seit es auf den Weltmeeren keine Segelschiffe mehr gibt, wird dieser Vorgang durch ein Verfahren nachgeahmt, das sich "Estufagem" nennt.
Eine der tropischen Hitze ähnliche Wirkung wird dadurch erzielt, dass man den Wein lange Zeit auf 45 und mehr Grad Celsius erwärmt: Vorher versetzt man die besseren Weine mit 99,6-prozentigem Branntwein. Die billigeren Produkte werden hinterher gespritet. Vier bis fünf Monate bleibt der Wein in den Wärmespeichern (estufas). Kommt er dann heraus, hat er den charakteristischen Karamellgeschmack. Bis zu 25 Jahre müssen die hochwertigeren Madeira dann in den Fässern reifen.
Wie Sherry und Portwein wird auch der Madeira nach dem Solera-System verschnitten. Viele Soleras sind sehr alt, und ihr Wein zeichnet sich oft durch allerbeste Qualität aus. Mindestens fünf, zehn oder 15 Jahre alte Weine erhalten den jeweiligen Zusatz "Reserve", "Special Reserve" oder "Exceptional Reserve".
Ein Jahrgangswein muss mindestens 20 Jahre Fass- und zwei Jahre Flaschenlagerung hinter sich haben. Diese Weine sind bekannt dafür, dass sie sich über 100 Jahre lang halten.
Geschmacksnuancen
Die meisten Erzeuger führen heute ein oder zwei Produktreihen: einfachen Madeira, weitgehend von Tinta Negra Mole (TNM) und Madeira unter dem Namen einer der traditionellen edlen Rebsorten Sercial, Verdelho, Bual und Malmsey.
Tinta Negra Mole
TNM-Weine fallen je nach Etikettangabe in die vier bekannten Süßekategorien sweet (im Stil von Malmsey), medium-sweet (im Stil von Bual), medium-dry (im Stil von Verdelho) und dry (im Stil von Sercial). Sie haben eine Reifezeit von mindestens drei, öfter aber fünf Jahren hinter sich, wobei fünf Monate Estufagem-Behandlung eingerechnet ist. Ihre Qualität liegt zwischen gefällig und sehr angenehm.
Malmsey
Der süßeste und wahrscheinlich auch beste ist der Malmsey oder Malvasier: ein dunkelbrauner Wein, sehr blumig und süß, voll und fett, doch mit einer leichten Schärfe, die allen Madeiras eigen ist. Als Schlusspunkt eines guten
Essens ist dieser Wein geradezu ideal.
Bual
Der Bual- oder Boal-Madeira ist leichter und nicht ganz so süß wieder Malmsey - aber durchaus ein
Dessertwein. Manchmal schleicht sich als pikante Nuance eine rauchige Note in seine Fülle ein.
Verdelho
Der Verdelho ist goldfarben und eine Spur weniger süß als der Bual. Es ist ein eigentümlich weicher und mundiger Wein, dessen leichter Honiggeschmack und ausgeprägte Rauchigkeit ihn gleichermaßen als Aperitif wie als Dessertwein geeignet sein lassen.
Sercial
Sercial, der trockenste Wein Madeiras, wächst in den höheren Lagen und wird als letzter gelesen. Die Traube ist keine andere als der rheinische Riesling. Ganz wie der deutsche Riesling reift sie spät, bringt keine großen Erträge, aber ungewöhnlich guten Wein. Sercial ist leicht, blumig, ein wenig scharf. Er ist kräftiger als ein Fino-Sherry, dennoch ein vollendeter Aperitif.
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