Haarpinsel - feine Künstlerpinsel
Bei Pinseln unterscheidet man grundsätzlich zwischen Haar- und Borstenpinseln. Ein
Borstenpinsel ist robust und wesentlich fester und steifer als ein Haarpinsel. Sie werden daher für pastose und dickflüssige Farbaufträge verwendet sowie für großflächige Anstriche. Haarpinsel sind für alle künstlerischen Techniken zu bevorzugen, bei denen es auf eine gute Farbaufnahme ankommt. So werden sie vorwiegend für
Aquarellfarbe, Acrylfarbe, Gouachefarbe, Deckfarben und
Temperafarben verwendet. Auch in der Ölmalerei spielen Haarpinsel je nach Maltechnik eine große Rolle. Besonders für feine Malereien mit Ölfarbe sind hochwertige Haarpinsel unerlässlich.
Haarpinsel werden entweder mit Tierhaaren oder mit synthetisch hergestelltem Ersatzhaar besteckt. Die Eigenschaften der einzelnen Haarpinsel-Arten unterscheiden sich je nach verwendetem Material teilweise beträchtlich.
Rotmarderhaar
Die kostbarsten und hochwertigsten
Künstlerpinsel werden mit Kolinsky-Rotmarderhaar besteckt. Der Kolinsky ist eine Wieselart, die in Sibirien zuhause ist. Das Haar dieser Tiere ist besonders fein und weich und dabei gleichzeitig sehr elastisch und haltbar. Das Farbspeichervermögen von Kolinsky-Rotmarderhaarpinseln ist unvergleichlich, zudem ist es mit diesen Pinseln möglich, die Farbabgabe gezielt zu steuern. Leider sind die Haare des Kolinskys sehr teuer und selten.
Eine gute Alternative sind
Pinsel aus Rotmarderhaar. Der Rotmarder ist ebenfalls eine Wieselart. Die Haare dieses Tieres haben ähnliche Eigenschaften wie die Kolinsky-Rotmarderhaare, der Qualitätsunterschied ist gering. Auch Rotmarderhaarpinsel sind teurer als andere Haarpinsel, ihre Maleigenschaften und ihre Qualität sind allen anderen Künstlerpinseln jedoch weit überlegen. Sie eignen sich besonders für Aquarellfarben, Acrylfarben und Ölfarbe, sofern diese nicht pastos aufgetragen, sondern mit einem Malmittel verdünnt werden.
Die Lebensdauer der Marderhaarpinsel ist bei fachgerechter Behandlung sehr hoch.
Fehhaar
Das Fehhaar ist ein besonders weiches und feines Haar. Es stammt aus dem Schweif einer bestimmten Eichhörnchenart. Pinsel aus Fehhaar haben eine gute Farbaufnahme und Farbabgabe, sie sind jedoch nicht ganz so elastisch und haltbar wie Rotmarderhaarpinsel. Fehhaar ist vergleichsweise kurz, so dass aus diesem Naturhaar nur kurzhaarige und kleinere Pinsel gefertigt werden. Fehhaarpinsel sind gute Aquarellpinsel und sie werden traditionell für die Vergoldung und die Porzelanmalerei verwendet.
Ziegenhaar
Das Haar aus dem Fell einer bestimmten, asiatischen Ziegenart wird gerne für Pinsel verwendet. Es ist weich und robust, sein Farbaufnahmevermögen ist gut. Je nach Länge haben Ziegenhaare eine geringere Formstabilität als beispielsweise Rotmarderhaar. Deswegen ist das Malen feiner Details mit diesen Pinseln etwas schwieriger. Sie sind jedoch gute Allzweckpinsel und besonders für die Seidenmalerei geeignet. Größere Pinsel mit eher kurzen Haaren eignen sich auch für die Acrylmalerei und für Aquarellfarben.
Rinderohrhaar
Rinderohrhaar wird vorwiegend für Pinsel mit langen Haaren verwendet, da die Haare, die an den Rändern der Ohren des Rinds wachsen, länger sind als viele andere Tierhaare. Typische Rinderohrhaarpinsel sind zum Beispiel Schriftmalpinsel, Plakatschreiber oder Schlepper.
Rinderohrhaar ist weich und kräftig, für pastose Farbaufträge ist es jedoch weniger geeignet. Zudem sind die
Rindshaarpinsel aus diesem Naturmaterial nicht so abriebfest wie andere Künstlerpinsel. Deswegen sind sie vor allem für das Arbeiten auf glatten Oberflächen wie zum Beispiel Papier gedacht.
Ponyhaar
Das Ponyhaar wird aus dem Schweif und der Mähne von Kleinpferden gewonnen. Pinsel aus diesem Haar sind in der Regel preiswerter als andere Künstlerpinsel. Aus
Ponyhaar werden auch Schulpinsel und Bastelpinsel von einfacher Qualität hergestellt. Diese Modelle sind zwar qualitativ nicht so hochwertig wie andere Naturhaarpinsel, sie können jedoch als gute Allzweckpinsel mit allen Künstlerfarben verwendet werden.
Dachshaar
Dachshaar ist ein kräftiges Naturhaar, es wird aus dem Fell chinesischer oder türkischer Dachse gewonnen. Der so genannte Dachshaartreiber oder Dachsvertreiber ist ein hochwertiger Pinsel für großflächige und gleichmäßige Farbaufträge sowie für Lackierungen. Auch Glasmalpinsel oder Porzellanmalpinsel werden gerne aus Dachshaar hergestellt.
Synthetische Ersatzhaare
Naturhaare sind teilweise sehr teuer und außerdem nicht in genügender Menge verfügbar. Synthetikpinsel galten früher als weniger hochwertig, dies hat sich jedoch geändert. Heutzutage hat die Industrie synthetische Haare entwickelt, deren Maleigenschaften hervorragend und sogar vielen Naturhaarpinseln überlegen sind. Deswegen arbeiten viele professionelle Künstler heutzutage mit Pinseln aus Synthetikhaar. Die Maleigenschaften von Synthetikhaarpinseln sind sehr unterschiedlich. Für jede Künstlerfarbe und Maltechnik werden Synthetikpinsel angeboten, die Hersteller geben in der Regel an, für welche Farben ihre Pinsel geeignet sind. Synthetikpinsel sind meistens preisgünstiger als Naturhaarpinsel vergleichbarer Qualität, außerdem sind sie robuster und pflegeleichter.
Die Pflege von Haarpinseln
- Besonders bei den hochwertigen Naturhaarpinseln ist eine gute Pflege für die Langlebigkeit der Pinsel wichtig.
- Grundsätzlich sollte man Pinsel nach dem Gebrauch immer sofort reinigen. Pinsel werden während der Arbeit häufig in Wasser gestellt, dies mag mit einfachen Borstenpinseln noch funktionieren, ein Haarpinsel ist auf diese Weise jedoch schon nach kurzer Zeit nicht mehr zu gebrauchen. Eine bessere Alternative ist eine Plastiktüte oder Frischhaltedose, in welcher man die Pinsel während der Arbeit luftdicht aufbewahren kann.
- Je nach Farbart werden zum Reinigen Wasser oder ein geeignetes Lösungsmittel verwendet. Haarpinsel sollten nach der Reinigung mit Lösungsmitteln zusätzlich mit Wasser gereinigt werden, da Lösungsmittelrückstände die Haare mit der Zeit schädigen können.
- Nach der Reinigung sollten Haarpinsel wieder in Form gebracht werden, bevor man sie entweder liegend oder kopfüber hängend trocknen lässt.