Hilfestellung bei der Auswahl eines guten Aquarellpinsels
Ein guter Aquarellpinsel zeichnet sich durch mehrere Eigenschaften aus, und zwar durch
seine Vielseitigkeit, Stabilität, Präzision, die Elastizität und das Vermögen des Haarkörpers,
seine ursprüngliche Form schnell wieder anzunehmen sowie die Fähigkeit, Farbe zu
halten und abzugeben. Die Beschaffenheit eines Pinsels ist eng mit der Qualität der
verwendeten Materialien verknüpft. Gute Pinsel können bei richtiger Pflege viele Jahre
halten und dem Künstler die Arbeit enorm erleichtern. Mit einem schlechten Pinsel kann
es dagegen sein, dass man eine Idee gar nicht umsetzen kann.
Die Wahl der Haarsorte
Marderhaar
Der beste und teuerste Aquarellpinsel wird aus dem Schweifhaar des sibirischen
Kolinsky, eines Rotmarders, hergestellt. Das Haar des Marders wird in der Aquarellmalerei
besonders geschätzt, weil es einfach das Beste ist. Verglichen mit anderen Haaren hält es die
größte Farbmenge, ist am flexibelsten und hat die präziseste Spitze, die so fein ist, dass man sie mit
bloßem Auge nicht erkennen kann. Marderhaarpinsel sind extrem geschmeidig, so dass man mit ein
und demselben Künstlerpinsel feinste, zarte Linien bis hin zu dicken
Strichen ziehen kann, wenn man entsprechend aufdrückt.
Fehhaar
Fehhaar wird aus dem Schweif des kanadischen oder russischen Eichhörnchens gewonnen.
Es ist weich, kann enorm viel Farbe halten und ist eine preisgünstige Alternative zu Marderhaar.
Auch eignet sich ein Fehhaarpinsel gut, die Farbe vom Papier zu lösen,
kann beim Malen wegen seiner Weichheit und geringen Spannkraft aber unpraktisch sein.
Ziegenhaar
Es erinnert an Fehhaar, ist aber minderwertiger. Weißes, graues und schwarzes Ziegenhaar aus
China oder Japan wird bevorzugt zur Herstellung von chinesischen Mal- und Kalligraphiepinseln verwendet.
In der Aquarellmalerei finden Ziegenhaarpinsel eher wenig Verwendung.
Rindshaar
Rindshaar wird aus dem Ohr der Tiere gewonnen. Verglichen mit Marderhaar verformt es sich
leichter und hat eine breitere Spitze. Allerdings ist es gerade bei häufigem Gebrauch sehr
widerstandsfähig und bietet vor allem bei dickeren Pinseln eine gute Alternative zu teureren Haaren.
Einige Künstler ziehen Rindshaarpinsel Pinseln mit Marderhaar vor,
weil es etwas robuster ist.
Ponyhaar
Dieses Haar wird vom Bauch und den Fesseln der Tiere gewonnen. Das beste stammt vom
europäischen Pony. Es ist weich, aber unelastisch und verformt sich leicht. Ponyhaar wird hauptsächlich
von Anfängern bzw. im Kunstunterricht verwendet. Solange man nicht zu sehr hochwertigen Pinseln greift,
ist ein Ponyhaarpinsel für die professionelle Aquarellmalerei nicht zu empfehlen.
Mischhaar
Um einen Pinsel mit den Vorteilen teurer Haarsorten günstiger anbieten zu können, hat man
Mischhaar aus diversen Sorten entwickelt. Eines davon ist eine Kombination synthetischer
Fasern und Naturhaar, wodurch die Kunstfasern mehr Farbe aufnehmen können. Mischhaarkörper
sind also eine Kombination aus Naturhaar- (Marderhaar, Fehhaar etc.) und Synthetikpinseln.
Kunsthaar
Mittlerweile werden sehr hochwertige Synthetikfasern hergestellt, die eine hohe Elastizität besitzen
und durch spezielle Verfahren schnell wieder ihre ursprüngliche Form annehmen. Ihr einziger Nachteil, der
sich trotz der technischen Entwicklungen bis heute nicht beheben lässt, liegt darin, dass sie aufgrund ihrer
absolut glatten Oberflächenstruktur nicht so viel Farbe aufnehmen können wie Naturhaare.
Pinselsorten
Rundpinsel
Beim Kauf eines Rundpinsels sollten Sie besonderen Wert auf eine gute Spitze legen, die daran zu
erkennen ist, dass sie exakt auf einen Punkt zuläuft. Ein hochwertiger größerer Rundpinsel mit einer gut
ausgeformten Spitze erspart den Kauf vieler kleinerer Pinsel. Er vereinigt gleich mehrere Eigenschaften in sich.
Die feine Spitze liefert die exakte Linie, ein großer, voller Haarkörper dagegen das Volumen, um größere
Flächen zu malen. Diese Vielseitigkeit macht den Rundpinsel für die Aquarellmalerei so nützlich.
Flachpinsel
Flachpinsel können nicht so viel Farbe halten wie Rundpinsel, dafür erzeugen sie präzisere Konturen.
Diese Pinsel sind unentbehrlich, wenn es darum geht, feine Strukturen von Laub, Büschen, Hecken
oder auch Hausfassaden in Aquarell zu gestalten. Breite Flachpinsel eignen sich zum Anlegen
von Hintergründen und zum großflächigen Lasieren. Mit mittelgroßen Pinseln lassen sich gut
Hecken, Wege oder Baumkronen malen. Sehr schmale Flachpinsel eignen sich besonders
gut zur Darstellung von Wasserspiegelungen oder Gräsern.
Die Größenbezeichnung der Pinsel
Alle Pinsel sind am Stiel mit einer Nummer bedruckt, die den Durchmesser der Zwinge bzw.
die Dicke des Haarkörpers angibt. Die Nummerierung dient hauptsächlich dazu, alle verfügbaren
Pinselgrößen einheitlich anzugeben, so dass der Künstler auf Anhieb erkennen kann, mit
welchem Pinsel er arbeitet bzw. welchen er zusätzlich benötigt. Die Nummerierung beginnt
normalerweise bei 000 für die feinsten bis hin zu 16 oder 18 für die dicksten. Eine Ausnahme
bildet das Sortiment Da Vinci, das Pinsel von 10/0 bis Größe 36 umfasst. Die Nummerierung
für Flachpinsel beginnt logischerweise bei etwas höheren Ziffern.
Ob dünn oder dick, die Vorliebe für eine bestimmte Art von Pinsel hängt ganz allein von der
Malweise des Künstlers und dem
Format ab, das er gewöhnlich verwendet.
Reinigung und Pflege von Aquarellpinseln
Es ist wichtig, die Pinsel nach dem Malen stets auszuwaschen, damit sich die Haarkörper
nicht verformen oder kaputtgehen. Da die Aquarellfarbe
ein Medium ist, das sich in Wasser leicht auflöst, brauchen die Pinsel nicht mit chemischen
Substanzen oder bestimmten Lösungsmitteln gereinigt werden. Es genügt, den Pinsel in
reichlich Wasser zu tauchen oder unter fließendem Wasser auszuspülen. Ein guter
Aquarellpinsel kann jahrelang halten, wenn er richtig gepflegt wird. Dabei gilt es einige Regeln zu beachten:
- Den Pinsel niemals im Malwasser stehen lassen.
- Waschen Sie den Pinsel noch in nassem Zustand mit Wasser aus und bringen Sie ihn in Form.
- Die Pinselhaare niemals stauchen oder quetschen.
- Verwenden Sie den Pinsel nie für andere als für Aquarellfarben.