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10. BME-eLösungstage: Kooperation statt Konkurrenz

Auf den 10. BME-eLösungstagen, dem größten Kongress zur Digitalisierung im Einkauf, diskutierten Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden in der Mercateo Network Lounge über das Thema Plattformökonomie im Einkauf und dem europäischen Wirtschaftsraum. In Europa entwickelt sich die Plattformindustrie bisher viel langsamer als beispielsweise in den USA oder China. Im B2C scheint das Rennen bereits verloren, im B2B dagegen sieht es anders aus. Ein Gegengewicht nach eigenen Vorstellungen können europäische Unternehmen nur hervorbringen, wenn sie miteinander kooperieren, betonten die Podiumsteilnehmer am 12. und 13. März 2019 in Düsseldorf. Aber ist es dafür nicht schon lange zu spät? Nein, findet Dr. Frank Termer, Bereichsleiter Software des ITK-Verbandes Bitkom. „Es kann zwar sein, dass man das Gefühl hat, europäische Unternehmen seien Nachzügler, aber wir finden unseren Weg“, sagte er in der Mercateo Network Lounge.

 

Die „German Angst“ überwinden

Datenschutz-Experte, Regierungsberater und Partner bei Bird&Bird, Dr. Alexander Duisberg, nannte zwei wesentliche Hebel, um Plattformeffekte ins Rollen zu bringen: zunächst einmal die „German Angst“ überwinden; „diese Hemmungen haben wir schon vor zehn Jahren beim Thema Outsourcing gesehen, Outsourcing hat deshalb einfach viel länger gedauert hierzulande“, sowie die Verlässlichkeit des Rechtsrahmens. Entscheidend sei aus Nutzersicht zudem, dass man für seine Daten auch was zurückbekomme, so Duisberg. Nur so könnten Netzwerke größeren Mehrwert für Beteiligte bieten. Aktuell schiebt der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) laut Podiumsteilnehmer Volker Schnittler die Entwicklung weiter an, indem Start-Ups mit Mittelständlern kooperieren und IT-Kompetenz teilen. „Wir wollen die zusammenbringen, um die Digitalisierung stemmen zu können“, erklärte er.

„Das beste Netzwerk wird gewinnen“

Für den Einkauf bergen Plattformen und wachsende Netzwerke ein gigantisches Potenzial. Christopher Messina, Geschäftsführer der Kloepfel Supply Group, forderte Unternehmen zum Umdenken auf: „Wir sind wirklich zehn Jahre hinterher, wenn ich die breite Masse sehe. Unternehmen sind jetzt gefordert, umzudenken.“ Alles beginne mit der Fragestellung: Was ist meine Kernkompetenz, wofür möchte ich meine Ressourcen, Zeit und Geld aufwenden und wofür eben nicht. In der Nutzung von Synergien und Vermeidung von Doppelarbeit sieht Messina eines der größten Potenziale der Wirtschaft: „Wenn Unternehmen mit ihren unterschiedlichen Kernkompetenzen über eine kollaborative Plattform zusammenarbeiten würden, dann kann man einen Hebel in Bewegung setzen, den man heute noch nicht gar nicht beziffern kann.“ Er bestärkt damit Dr. Silvius Grobosch, Mitglied des geschäftsführenden Bundesvorstandes des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V. (BME), der im Mercateo Interview sagte: „Es ist nicht mehr die Kunden-Lieferanten-Beziehung, sondern es ist eine Netzwerk-Beziehung. Das ist etwas Neues. Das erfordert Mut. Aber es führt kein Weg daran vorbei. Aus meiner Sicht gewinnt zukünftig nicht mehr das beste Einzelunternehmen, sondern das beste Netzwerk.“

Plattformökonomie kann B2B von Grund auf verändern

Für Prof. Dr. Stefan Zeisel vom Lehrstuhl für strategisches Beschaffungsmanagement, Hochschule Niederrhein, ergeben sich „echte Synergie, wenn ich von A bis Z durchdigitalisiere und nicht Einzellösungen habe. Wenn sie das verknüpfen, haben sie die Arbeitserleichterung“. Der Durchschnitt der deutschen Unternehmen habe laut Wolfram E. Lipp, Senior Project Manager bei Roland Berger, noch Ausbaupotential: „Was ich sehe, ist die Suche nach der großen Lösung weniger als das Doing, mal in dieses Loch greifen, mal hier einen Roboter installieren, der mir die Purchase Orders von A nach B bringt oder die Stammdaten einpflegt!“ Sein Rat: „Einfach mal machen und weniger auf das große Ding warten, das so nicht kommen wird.“ Vor welchen Herausforderungen die Anbieter stehen, machte Lipp ebenfalls deutlich: „Wo spiele ich standardisiert mit? Auf welches Pferd setze ich eigentlich?“ In Zukunft, so der Einkaufsstratege, werde es wahrscheinlich eine ‚Meta-Plattform‘ geben müssen, die alle Plattformen bündelt. Die Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass deutschen Unternehmen alles daran setzen sollten, international erfolgreiche Plattformen zu etablieren. Plattformökonomie kann gerade im B2B-Bereich bestehende Märkte von Grund auf verändern. Diese Chance gilt es zu nutzen, bevor es zu spät ist.

In Deutschland gibt es bereits eine kollaborierende Plattform, die das Potential hat, ein Gegengewicht in Europa zu bilden: Über das B2B-Netzwerk Unite können Einkäufer, Händler und Hersteller zusammenarbeiten und digitale Transaktionen abwickeln. Damit die wertschöpfenden Strukturen, die Europa stark machen, durch Digitalisierung noch stärker werden.
Die 11. BME-eLösungstage finden vom 24. bis 25. März 2020 in Düsseldorf statt.

Komplette Podiumsdiskussionen als Video

 

Impressionen der Veranstaltung

Fotos: Mercateo / Eric Kemnitz

 

Veranstaltungsdetails

Name: 10. BME-eLösungstage
Zeit: 12.03.2019 – 13.03.2019
Ort: MARITIM Hotel , Düsseldorf
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