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„Nur ein nachhaltig aufgestelltes Unternehmen ist zukunftsfähig.“

„Nur ein nachhaltig aufgestelltes Unternehmen ist zukunftsfähig.“ Davon ist Isabell Winzen-Kühnl, Leitung Vertrieb Key-Account-Management bei memo, überzeugt. Nachhaltigkeit ist seit 30 Jahren Teil der DNA des Online-Händlers. Wir haben mit ihr und memo Vorstand Henning Rook im Interview darüber gesprochen, wie nachhaltig die Beschaffung in deutschen Unternehmen ist, welche Vorurteile und Hürden es gibt und wie man diese überwindet.

Expert*innen-Interview

Isabell Winzen-Kühnl und Henning Rook, memo AG

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Das Interview zum Nachlesen

Hier können Sie das Gespräch mit Isabell Winzen-Kühnl und Henning Rook, memo AG, in voller Länge nachlesen:

Was unterscheidet memo vom Wettbewerb?
memo ist ein Online-Händler mit einem Fokus auf Bürobedarf. Da gibt es sehr viele Angebote am Markt. Warum schlagen eure Herzen gerade für memo? Und was macht memo anders als der Wettbewerb?

Da kann ich gleich einsteigen und kurz bei mir zumindest ein bisschen auf die Historie blicken. Ich habe nach meinem Abitur meinen Zivildienst in einem Naturschutzverein geleistet und war damals dort auch für die Beschaffung des Bürobedarfs verantwortlich. Und da fanden meine ersten Berührungspunkte zu memo statt. Ein paar Jahre später kam es dann zur Verknüpfung mit memo. Das war zum einen ein relativ nüchterner Grund, einfach ein räumlicher Grund: Uns hat es nach Wertheim verschlagen und memo ist nicht weit.

Und der zweite Grund war eher emotional. Ich glaube, dass der Sinn der Aufgabe immer wichtiger wird und mehr Stellenwert einnimmt – das gilt generell für meine und auch die jüngere Generation. Das ist bei mir der emotionale Grund und er hat sich auch noch mal verstärkt in den letzten mittlerweile sechs Jahren durch meine beiden Kinder, wo man einfach sieht: Okay, welche „Erde“ möchte man der nächsten Generation überlassen? Beim Punkt Bürobedarf möchte ich noch einhaken und folgendes sagen: Unser Unternehmenszweck besteht darin, verantwortungsvollen Konsum für alle, immer und überall zu ermöglichen. Mittlerweile bedienen wir mit Bürobedarf nicht nur Gewerbekunden, sondern auch private Endverbraucher. Das Sortiment ist immer breiter geworden und wir möchten für alle Lebenslagen oder Lebenssituationen die passenden Produkte liefern, egal ob jetzt nur Bürobedarf oder inzwischen auch im privaten Bereich. Und was mein Herz für memo auch höherschlagen lässt, ist, dass das Thema Nachhaltigkeit der Kern unseres Handelns ist.

Wir leben auch die Nachhaltigkeit hier bei memo wirklich als Gesamtkunstwerk. Das zieht sich durch alle Kernwertschöpfungsprozesse, zum Beispiel die Sortimentsgestaltung und die Logistik. Das zieht sich durch die Personalpolitik, was die soziale Dimension angeht, im Bereich der Ausbildung. Das haben wir im Ressourcenmanagement. Wenn man zum Beispiel unser Firmengebäude betrachtet, wurde da wirklich auf alle Details geachtet, sodass man theoretisch das Firmengebäude auch rückbauen und seine Einzelteile wieder recyceln könnte. Und das bezieht sich auch auf Stakeholder-Beziehungen, auf Lieferanten, Umweltverbände oder auch jetzt Mercateo. Und da ist das nachhaltige Leben und somit die soziale Dimension total wichtig. Um das von meiner Seite abzuschließen, was mein Herz höherschlagen lässt, ist, dass Nachhaltigkeit das Geschäftsmodell und kein Geschäft ist. Das ist die wichtige Botschaft an dieser Stelle.

Isabell, wie sieht es bei dir aus? Was führt dich zu memo?

Warum ich von memo überzeugt bin? Da greife ich auch wie Hennig gern noch einmal auf die Sinnhaftigkeit der beruflichen Tätigkeit auf. Bei mir ist memo das, was außen draufsteht, einfach auch innen drin. Das heißt, wir schreiben uns die Nachhaltigkeit nicht nur auf die Fahne, sondern wir leben sie auch. Und dazu habe ich auch zum Einstieg eine kleine Anekdote von meinem Vorstellungsgespräch damals mitgebracht, die auch Henning noch nicht kennt. Ich bin vor gut drei Jahren zur memo gekommen. Damals war ich 23 Jahre alt. Auf das Vorstellungsgespräch bereitet man sich ein bisschen vor: Man informiert sich über die Firma et cetera. Und für mich gab es damals nur zwei Möglichkeiten für mich, als ich die Thematik Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit memo AG anging: Entweder ist alles nur Greenwashing und das merkst du aber spätestens dann, wenn du dich mit den Leuten dort vor Ort unterhältst. Oder es ist alles total öko: Das heißt, die Mitarbeiter laufen in pastellfarbenen Leinenklamotten durch die Gegend herum und man darf sich da als Frau nicht trauen, Lippenstift zu tragen. Total lächerlich! Das wäre auch eine Welt gewesen, in die ich nicht reingepasst hätte, weil ich davor ein Jahr im Großkonzern im Einkauf und vorher noch vier Jahre in einer familiengeführten Privatbank gearbeitet habe, wo es einfach ganz andere Welten und auch ganz andere Strukturen gibt. Aber in dem Vorstellungsgespräch damals habe ich dann sehr schnell gemerkt, dass es wirklich lachhafte Vorurteile waren, ganz klar. Und ich habe auch gelernt, dass Nachhaltigkeit etwas ist, was total „in“, was richtig cool sein kann – und vor allem jung. Und das ist auch das, was wir nach außen transportieren wollen und was uns auch vom Wettbewerb unterscheidet. memo hat nicht nur ein grünes Teilsortiment, sondern eine ganzheitliche Philosophie, die dahintersteht, die sich (wie Henning auch schon gesagt hat) auch über solche Themenbereiche wie Logistik, Werbemittel et cetera erstreckt. Wir erleben das auch ganz transparent. Und das merkt man auch in der Regel in den Gesprächen mit uns. Das merkt man, wenn man unseren Nachhaltigkeitsbericht anschaut. Und ja, da liegt der kleine, aber feine Unterschied.

Wie transportiert ihr Nachhaltigkeit als Mindset ins Unternehmen?
Jetzt haben wir verstanden, dass Nachhaltigkeit in eurer DNA liegt. Henning: Mich würde interessieren, wie man diesen Mindset eigentlich ins Unternehmen kriegt und vor allem auch aufrechterhält. Das ist doch sicher eine spannende Kommunikation, zumal das bei euch ja ein Traditions- und gleichzeitig ein Zukunftsthema ist.

Das ist vollkommen richtig und das hat Isabell auch schon angesprochen. Nachhaltigkeit ist auch ein total brisantes und aktuelles Thema und somit auch ein Zukunftsthema. Ich glaube, was uns da so unterscheidet, ist die Gründungsidee. Uns gibt es mittlerweile. Wir feiern in diesem Jahr 30 Jahre memo, auch unter pandemischen Bedingungen. Aber das bedeutet, uns gibt es auch schon seit diesen 30 Jahren. Und die Gründungsidee war eben auch damals, nachhaltig zu handeln und das als Zukunftsvision auch zu sehen. Und mit Sicherheit waren wir da relativ früh dran, auch mit dieser Erkenntnis. Und das bedeutet aber gleichzeitig auch, dass die Nachhaltigkeit wirklich sehr, sehr tief im Unternehmen verankert ist und vieles auch von dem, was du mit dem Thema Mindset ansprichst intrinsisch ist und wirklich gelebt wird.

Und mit Sicherheit liegt es auch daran, dass wir ein aktiv gelebtes Nachhaltigkeitsmanagement bei uns im Haus haben. Vor einigen Jahren hat der Vorstand die Entscheidung getroffen, ein integriertes Managementsystem aufzubauen, wo man das Thema Umweltmanagement auch explizit mit reingenommen hat und aus diesem Managementsystem heraus auch alle nachhaltigen Themen bearbeitet. Und das ist so tief in den Prozessen verankert, dass auch das nachhaltige Handeln allgegenwärtig ist. Ich glaube, was es mittlerweile vor allem spannend macht, ist das Zusammenspiel und die Zusammenarbeit zwischen den langjährigen Mitarbeitenden, die wirklich ein Quell an Erfahrungen mit sich bringen, und den vielen jungen Mitarbeitenden. Isabell sitzt mir gegenüber. Wir haben viele auch an anderer Stelle, die einfach frische Ideen haben und eine gute Quelle für die Zukunftsthemen sind. Und dieses Zusammenspiel führt auch wirklich zu dem gelebten Mindset.

Natürlich spielt es auch eine Rolle bei der Personalsuche, aber es ist kein Kern des Ganzen, weil wir auch der Meinung sind, dass jeder hier das Thema „nachhaltig handeln“ erfahren kann. Das ist gar keine Kernkompetenz, die jemand mitbringen muss, sondern das ist auch etwas, was man „unerfahren“ lernen kann und einfach mitleben kann. Und ich glaube, das ist auch das Schöne am Thema Nachhaltigkeit und nachhaltiger Konsum. So schwierig ist das alles gar nicht und man kann das gut einbauen, und da es aus dem Unternehmen herauskommt, ist es auch wirklich einfach zu leben. Nachhaltigkeit ist auch kein Hexenwerk!

Gelebtes Nachhaltigkeitsmanagement
Hast du vielleicht ein Beispiel für uns? Du sagtest, ihr habt ein Managementsystem eingeführt. Was ist denn da – vielleicht pragmatisch auf ein Thema geschaut – anders als früher?

Das Spannende an dem integrierten Managementsystem ist, dass es in allen Prozessen verankert ist. Hier wird auf die Prozesse im Bereich der Produktlistung, im Bereich der Logistik geschaut. Und auch durch so ein System und das immer wieder Hinterfragen der Prozesse kam es zum Beispiel zu einem Mehrweg-Versandsystem, der „memo Box“. Die memo Box ist ein ganz einfaches Beispiel: Es ist ein wirklich spannendes Mehrweg-Versandsystem, das wir schon seit einigen Jahren betreiben. Man bekommt seine Ware nicht im klassischen Versandkarton, sondern hat die memo Box, wo die Ware angeliefert wird. Man schickt dann die memo Box zurück und bekommt dadurch mehr Umläufe hin. Das ist mit Sicherheit auch ein aktuell spannendes Thema. Das ist ein gutes Beispiel für ein gelebtes Nachhaltigkeitsmanagement.

Nachhaltige Beschaffung in deutschen Unternehmen: Status Quo
Isabell, du hast täglich mit Einkaufsabteilungen zu tun. Kannst du uns mal deinen Eindruck schildern? Wie ist es um nachhaltige Beschaffung in deutschen Unternehmen bestellt?

Durchaus gemischt! Es gibt sehr viele Unternehmen, die sich bereits seit vielen Jahren mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen und auch schon so aufgestellt sind. Und das ist natürlich sehr schön zu sehen und auch zu beobachten. Dennoch muss man sagen, dass die meisten Unternehmen noch nicht dort sind, wo sie bereits sein könnten. Aber es ist ein Trend spürbar. Ich habe an der Stelle, wenn ich zum Beispiel Workshops gebe oder ähnliches, immer so ein relativ provokantes Motto. Ich sage immer: Nur ein nachhaltig aufgestelltes Unternehmen ist zukunftsfähig. Mir ist dabei schon bewusst, dass man das nicht nur so schwarz-weiß sehen kann, sondern dass man es auch realistisch betrachten muss. Ja, der Mensch ist einfach ein Gewohnheitstier. Die bestehenden Strukturen in den Unternehmen sind oftmals einfach festgefahren und auch viele dieser betroffenen Unternehmen haben sich noch nie mit der Thematik Nachhaltigkeit im Einkauf beschäftigt.

Wenn ja, dann herrscht schlichtweg einfach Unsicherheit. Also es kommt die Vorgabe: Bitte die Beschaffung jetzt nachhaltig umstellen. Und dann tauchen viele Fragen auf seitens der Einkäufer: Okay, aber was muss ich jetzt machen? Worauf muss ich hier überhaupt achten? Und für diese Unsicherheiten muss man als Außenstehender, vor allem auch als Vertriebler, eine gewisse Empathie entwickeln. Man kann aber trotzdem aktiv Lösungen anbieten. Und das ist etwas, was memo macht. In so einem Fall bieten wir mit einem eigenen Key Account Management Team die Unterstützung an, die dazu benötigt wird, zum Beispiel indem wir den Außendienst haben, der hilft, die Weichen im Unternehmen zu stellen und der die Einkäufer umfassend berät. Das heißt, kein Einkäufer und auch kein Nachhaltigkeitsmanager muss diesen Weg der Umstellung auf eine nachhaltige Beschaffung allein gehen. Aber man muss Veränderungen zulassen.

Ausgestaltung Lieferantenmanagement & Transparenz in der Lieferkette
Wie sieht denn euer Lieferantenmanagement aus? Ihr müsst ja einiges tun, damit ihr dafür sorgt, dass das Angebotene auch genau in euer Konzept passt. Was muss man tun, um bei memo gelistet zu werden und wie kriegt ihr Transparenz in eure Lieferketten, Henning?

Erst mal mit einem Zwinkern: Ein Lieferant muss belastbar sein, und zwar insofern, dass er am Anfang ein Potpourri an Unterlagen bekommt, im Lieferanten-Onboarding. Weil und wie du richtig sagst, es ist ein anderes Sourcen, weil wir in unseren Kriterien und unserer Prüfung von Lieferanten viel tiefer gehen. Das fängt damit an, dass wir für uns in der Sortimentsgestaltung ein Sortiment erstellen, wobei diese Sortimentsgestaltung die Produkte mehr oder weniger vorgibt. Über das Produkt kommen wir dann auch zu unseren Lieferanten. Und da fängt dann eine umfangreiche Prüfung an. Das heißt, wir schauen zum Beispiel: Ist der Lieferant gleich Hersteller? Wo liegt der Herstellungsort? Da setzen wir dahinter auch eine Liste an kritischen Regionen, die es geben kann. Das heißt, wenn ein Herstellungsort auch kritisch ist, ist das nicht direkt ein Ausschlusskriterium.

Dann muss man schauen: Gibt es anerkannte Zertifizierungen? Wird das Unternehmen auch unabhängig geprüft? Findet eine Auditierung statt? Das kann sowohl durch memo oder andere vertrauenswürdige Partner stattfinden. Ich glaube, das ist auch das Vorgehen. Wir wollen in die Lieferkette reinschauen. Für uns ist die Transparenz wichtig und die Transparenz ist natürlich dann auch für die Weitergabe wichtig. Die Lieferkette wird bei uns auch durch diverse Unterlagen und Dokumentationen flankiert. Da ist unser Verhaltenskodex, der ganz wichtig ist, der auch unterschrieben werden muss, bevor überhaupt ein Geschäft zustande kommen kann. Da gehen wir vor allem auf die ILO-Kernarbeitsnormen ein, was Kinderarbeit, Arbeitszeitregelungen usw. angeht. Dann geht es weiter auf das Produkt gemünzt, über Ökobilanzen, passende Dokumentationen. Ein Nachhaltigkeitsbericht ist auch wichtig.

Und so hangeln wir uns an unserem Produktlistungsprozess heran. Dann kommen wir zu dem Punkt, wo wir auf das einzelne Produkt runtergehen. Das heißt, wir haben da einen 18-seitigen Kriterienkatalog, die Beschaffungskriterien, wo wir wirklich für jede Produktgruppe diese Prüfung durchführen. Da achten wir darauf, wie das Produkt in der Produktion gestaltet wird. Dann achten wir auf die Verpackung und auf die Rezyklierbarkeit eines Produktes und auch vor allem, wie das Produkt im Gebrauch ist. Und das sind die Kriterien, die wir daransetzen und wie wir auch Transparenz in der Lieferkette schaffen. Und immer ganz wichtig sind natürlich auch unabhängige Zertifizierungen, zum Beispiel FSC oder GOTS im Textilbereich. Das sind Lieferketten-Zertifizierungen, wo wirklich jedes Glied in der Kette auch auditiert und geprüft wird. Und das heißt, wir stützen uns zum einen auf unabhängige Zertifizierungen, zum anderen auf eine tiefe und ganzheitliche Prüfung unserer Lieferanten, vor allem immer vom Produkt ausgehend.

Von daher muss der Lieferant belastbar sein, um den Strauß an Unterlagen auszufüllen. Aber wenn wir so weit sind, dann ist es für ihn eine Transparenz in unserer Richtung und wir können die Transparenz auch offen weiter kommunizieren, was wir dann auch tun. Und ich glaube, dass es grundsätzlich noch wichtig ist, dass es kein Schwarz und Weiß gibt, auch im Bereich der Nachhaltigkeit. Wir betrachten immer alle Dimensionen und es gibt Produkte, wo eine soziale Dimension beispielsweise überwiegt. Das passiert viel im fairen Handel, wo vor allem der Weg das Ziel ist, wo Ökokriterien vielleicht noch nicht ganz so erfüllt werden können, aber gleichzeitig wir da partnerschaftlich auch dran arbeiten können. Und ich glaube, was das Thema Lieferantenmanagement angeht, ist es ein ganz wichtiger Punkt, dass wir langjährige Partnerschaften mit unseren Lieferanten pflegen und somit auch die Möglichkeit haben, darauf einzuwirken und mit Lieferanten zusammenzuarbeiten. Und so ergeben sich auch die mehr als tausend memo-Markenartikel, wo wir in Herstellerrolle schlüpfen und viel gemeinsam auch mit Lieferanten entwickeln können.

„Team memo“ – Darum ist Zusammenhalt wichtig
Du hast es gerade angesprochen: Partnerschaften. Wenn man euch zuhört und sich mit eurem Unternehmen beschäftigt, bekommt man schnell den Eindruck, dass das Team euch wichtig ist. Ihr schreibt das auf euren Nachhaltigkeitsbericht mit dem Titel „Gemeinsam handeln“. In der Pressemitteilung lese ich vom „Team memo“. Was bedeutet das?

Um auf den Titel kurz einzugehen: Das „Gemeinsam handeln“ würde ich nicht nur auf memo münzen, sondern eher als gesellschaftlichen Appell sehen, was die aktuell größte Herausforderung Klimawandel angeht.

Wenn man das aber auf memo münzt, würde ich einfach gerne ein Beispiel aus dem vergangenen Jahr bringen. Zum Start der Corona-Pandemie und auch im ersten Lockdown gab es bei uns eine Flut an Bestellungen, die wir intern den Toilettenpapier-Effekt nennen. Das war einfach ein immenses Auftragsvolumen an Toilettenpapier und Desinfektionsmittel. Wir wurden mit solchen Aufträgen überschüttet. Und da war es selbstverständlich, dass auch alle Verwaltungsmitarbeitende aushalfen und unterstützten überall dort, wo man gebraucht wurde. Das galt sowohl innerhalb der Verwaltung als auch im Bereich des Versands. Da fanden ein totaler Zusammenhalt und auch ein sozialer Zusammenhalt statt. Da sah man einfach, wie das bei uns gelebt wird. Und als kleine Anekdote am Rande: Selbst unser CEO stand am Tisch und hat Toilettenpapier verpackt und Pakete versendet.

Ich glaube, das zeigt, wie das bei uns auch gelebt wird. Und man muss einfach sagen, dass ohne das Team memo die positive Entwicklung seit der Gründung nicht möglich gewesen wäre, denn das ist das A und O, um noch mal den Schwenk auf die DNA und mein Vorheriges zurückzufinden. Es ist einfach so, dass nur ein gemeinsames Handeln und ein gemeinsames Leben der Themen auch dazu führt, dass man diese großen Herausforderungen bewältigen kann. Und ich glaube, was bei uns wirklich ein wichtiger Punkt ist, ist das Thema der hohen Eigenverantwortung der Mitarbeitenden, die Selbstständigkeit, auch die kreativen Freiräume, die sie haben. Und das sind uns besonders wichtig. Auch das, dass wir eine flache Organisationsstruktur haben. Sie fördert die interne und auch abteilungsübergreifende Zusammenarbeit und natürlich auch die Zusammenarbeit nach außen. Das ist der Kern des gemeinsamen Handelns. Und um das abzuschließen, nur so können wir auch den Herausforderungen gerecht werden.

Wie überwindet man Kultur-Clashes?
Du hast gerade eben von Leidenschaft gesprochen, von kreativen Freiräumen, von einem Team, das was schaffen will. Kommt es da nicht manchmal auch zu „Kultur-Clashes“? Ein Beispiel dafür: Wir erleben es auch, dass wir, vor allem natürlich auch unsere VertriebskollegInnen, genau mit dieser Energie rausgehen, treffen aber auf eine andere Unternehmenskultur. Isabell: Kann die Kluft zwischen dem, was ihr möchtet und könnt und dem, was auf der anderen Seite möglich ist, durch Kommunikation überbrückt werden?

I.W.K.: Ja. Aber man muss dazu sagen, dass diese Thematik – Nachhaltigkeit oder auch das, was wir tun – natürlich schon auch ein stückweit erklärungsbedürftig ist, gerade für Menschen, die sich noch nie damit befasst haben, entweder aus Unwissenheit oder einfach weil es nie notwendig war. Es ist einfach ein Thema, dass kommuniziert werden muss und dass auch in den Unternehmen Multiplikatoren braucht, wenn man sie hat oder wenn man sie für sich begeistern kann. Und ich glaube, das schaffen wir in der Regel eigentlich ganz gut. Dann klappt es auch mit der Kommunikation in andere Unternehmenskulturen oder -werte.

H. R.: Es ist auch ganz wichtig, dass memo keine Öko-Diktat ist. Wir gehen nicht in andere Unternehmen oder versuchen Stakeholdern unsere Sicht überstülpen. Es ist immer eine Zusammenarbeit und ein gemeinsames Schaffen. So kann man, auch wie du sagst, Unternehmenskulturen überwinden.

„Teuer, kompliziert, unwirtschaftlich“ Umgang mit Vorurteilen
Isabell, du hörst dabei sicherlich auch öfter die Argumente: Teuer, kompliziert, unwirtschaftlich. Wie begegnet ihr denn diesen Vorurteilen? Du hast gesagt: Erklären, wahrscheinlich erst mal viel, viel Basisarbeit leisten. Aber fokussieren wir uns mal vor allem auf die Wirtschaftlichkeit. Was sind da die Gespräche?

Ich würde die drei Adjektive einfach mal aufgreifen. Grundsätzlich teuer: Definitiv nicht. Meine Erfahrung aus den Gesprächen mit unseren Kunden ist eher, dass die Umstellung auf einen nachhaltigen Büroalltagsbedarf in der Regel nicht bzw. nur geringfügig teurer ist. Und spätestens dann, wenn den Einkaufsverantwortlichen bzw. den Unternehmen durch die Gespräche mit memo, durch die Gespräche mit uns, auch die Hintergründe der geprüften Sortimente und auch die akribische Arbeit, die dahintersteckt bewusst wird, verstehen die Menschen auch, warum wir unsere Sortimente nicht zu Dumpingpreisen anbieten können und warum wir das auch überhaupt nicht wollen. memo will auch gar nicht als der günstigste Anbieter am Markt wahrgenommen werden, sondern als ein Lieferant, der nachhaltiges Einkaufen, aber gleichzeitig faire Preise ermöglicht.

Kompliziert ist die Frage (wie ich vorhin schon angesprochen habe): Inwiefern? Natürlich, wenn ich einen bestehenden Lieferanten habe, ist es auch ein Stück weit Gewohnheit und auch Sicherheit, die ich damit verbinde. Das heißt, im Umkehrschluss ist es für den einen oder anderen vielleicht zunächst kompliziert, weil er sich einfach in der Thematik nicht auskennt. Wir haben einfach diese festgefahrenen Strukturen in vielen Unternehmen und vor allem auch steile Genehmigerhierarchien, viele Hierarchien, durch die Veränderungen erst einmal durchgeboxt werden müssen, bis sich da überhaupt etwas tun kann. Jeder dieser Punkte ist ein Grund, aber kein Hindernis.

Und zum letzten, zum unwirtschaftlichen Teil: Auch das definitiv nicht. Rein aus unserer Philosophie heraus achten wir ja zum Beispiel auf die Qualität unserer Produkte und auch auf eine lange Lebensdauer. Das heißt zum Beispiel, dass Artikel, die ich verbrauche oder brauche auch nachfüllbar sind, dass sie mit Ersatzteilen, die man hier bekommt, leicht zu reparieren sind, und solche Sachen. Und man muss auch dazu sagen: Eine Konsolidierung von vielen Lieferanten auf einen, wie zum Beispiel auch memo als jemand, der ein volles Sortiment anbietet, spart dem Einkäufer auch Zeit in der Betreuung und damit auch Geld – und auch ein Stück weit Nerven! Meine Meinung zu dem Ganzen ist, dass es heutzutage keinen triftigen Grund mehr gibt, der Unternehmen daran hindert, zumindest mal als kleiner Start in die Nachhaltigkeit die Beschaffung vom Büro- und Büroalltagsbedarf auf eine nachhaltige Lösung umzustellen.

Anbindung an memo
Wir fokussieren uns mal auf B2B und schauen dort mal auf Prozess- Diskussionen, die wir gerade hinsichtlich Unwirtschaftlichkeit öfter mal haben. Kannst du uns mal schildern, wie man bei euch als einkaufendes Unternehmen angebunden sein kann – also, wie man zu euch kommt?

Ja, es gibt verschiedene Möglichkeiten, da zusammenzufinden. Über Google kommt man sehr schnell auf unseren Onlineshop memo.de. Das ist der richtige Shop für B2B, für unsere Gewerbekunden. Daneben gibt es noch für mich als junge Person traditionellere Wege: Man kann uns eine Mail schicken oder anrufen, usw. Aber was die Zukunft betrifft, liegt der Fokus natürlich ganz klar auf der IT-Anbindung. Viele Unternehmen, gerade größere Unternehmen haben schon ihre eigenen Beschaffungsplattformen. Da binden wir uns dann an oder sie suchen nach einer Lösung, wie wir uns in der Mitte treffen können, ohne dass sie quasi den Onlineshop nutzen, weil sie eigene Rechnungsprozesse dort abbilden wollen, eigene Besteller, Prozesse usw. Da gibt es dann zum Beispiel auch die Möglichkeit über mercateo zusammenzukommen. Die Zukunft liegt schon eher auf der IT-Anbindung, was möglichst automatisiert abläuft, möglichst einfach und verständlich für den Besteller. Und da muss man einfach nur drüber sprechen.

Tipps für die ersten Schritte hin zu einer nachhaltigen Beschaffung
Nun nehmen wir mal an, ein Unternehmen will sich auf den Weg machen, Beschaffung nachhaltig zu gestalten. Was wären dann eure Tipps für den Start?

H.R.: Ich habe da eigentlich gar nicht so viel zu sagen, weil ich glaube, das A und O ist, einfach zu machen und am besten mit einem passenden Partner das vorzunehmen. Ich glaube, da kann Isabell ganz gut anknüpfen.

I.W.K.: Meine Tipps sind ganz einfach: Sich nicht von Zertifizierungen, von Umweltzeichen usw. abschrecken zu lassen, sondern sich einen Lieferanten zu suchen, der sein Handwerk in Sachen Nachhaltigkeit einfach beherrscht und der eingehende Praxiserfahrung hat. Den muss man sich einfach schnappen und dann kann es schon losgehen. Und zum Schluss vielleicht noch als schöner Abschluss: Wenn Sie für die Beschaffung in Ihrem Unternehmen verantwortlich sind und den Podcast auch ganz fleißig bis hierhin angehört haben, dann stellen Sie sich am besten jetzt mal genau zwei Fragen. Was hindert uns als Unternehmen an der Umstellung auf nachhaltige Beschaffung? Und: Ist es wirklich ein Hindernis oder ist es eigentlich nur ein Grund?

Das ist ein schönes Schlusswort! Vielen Dank Isabell und auch danke an dich, Henning. Dazu kann ich auch nur noch empfehlen: Wenn Sie sich diese beiden Fragen gestellt haben und dann noch ein bisschen weiter nachdenken und auch zuhören wollen, haben wir im letzten Herbst mit Yvonne Jamal vom Jaro Institut gesprochen. Sie hat genau auch diese Fragen beleuchtet und einfach mal sehr pragmatisch auf das Thema Nachhaltigkeit und den Start darin geguckt. Und dann gerne einfach noch ein bisschen im Archiv wühlen und loslegen, würde ich sagen. Vielen Dank euch beiden.

Henning Rook: Vielen Dank auch dir!

Isabell Winzen-Kühnl: Danke, Katrin!

Katrin Dippe: Wenn Sie Lust haben, noch mehr über nachhaltige Beschaffung zu erfahren, hören Sie doch einfach mal in meine Gespräche mit Yvonne Jamal vom Jaro Institut oder Alf Schwaten, Verkaufsleiter der Dresdner Verkehrsbetriebe, herein. Die Links zu diesen Podcastfolgen finden Sie in unseren Show-Notes unter dem Beitrag. Über Mercateo Unite wollen wir aber nicht nur das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der Beschaffung schärfen, sondern wir treiben das Thema auch selbst voran, wie zum Beispiel mit unserem Angebot „Sustainable Choice“. memo ist dabei übrigens der Anbieter, mit dem wir diese Initiative gestartet haben. Wenn Sie dazu mehr wissen wollen, freut sich meine Kollegin Eva Winkler über Ihre Nachfrage. Auch die Kontaktdaten geben wir Ihnen gern in den Show-Notes mit. Vielen Dank, dass Sie heute wieder dabei waren. Achten Sie gut auf sich und andere.

Shownotes

B2B-Radar-Folgen über Nachhaltigkeit

Sie möchten tiefer in das Thema nachhaltige Beschaffung eintauchen? Dann haben wir zwei Hörempfehlungen für Sie. Hier finden Sie „nachhaltige“ Radar-Ausgaben:

Einkauf als Treiber für die Nachhaltigkeitsstrategie

Nachhaltig & kostenbewusst – was der öffentliche Einkauf leisten muss

Mercateo Unite auf dem Procurement Summit

Einen guten Einstieg in die Rolle des Einkaufs beim Thema Nachhaltigkeit bietet außerdem der Procurement Summit Podcast. Jan Bussiek, Head of Marketplaces Management bei Mercateo Unite, hat als Gast darüber berichtet, welche Hebel Einkäufern zur Verfügung stehen. Hier hören Sie die Podcast-Episode. Praktische Tipps für die Umsetzung gibt es am 29. September 2021 in unserer Masterclass auf dem Event.

Mercateo Unite Initiative „Sustainable Choice“

Nachhaltigkeit ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. 89 Prozent der Teilnehmenden unserer Online-Konferenz-Indirekter Einkauf (OKIE) haben das Thema für sich erkannt. Konkrete Maßnahmen setzt nur ein kleiner Teil um. Vielen Einkaufsverantwortlichen stellt sich die Frage: Wie erkenne ich überhaupt nachhaltige Produkte? Unsere Initiative Sustainable Choice unterstützt Sie dabei, im Business-Alltag nachhaltig einzukaufen und bietet Ihnen Kataloge mit ausgewählten, nachhaltig und fair hergestellten Produkten von Anbietern, die höchste Anforderungen in Bezug auf ESG-Kriterien erfüllen. Klicken Sie hier, um mehr zu erfahren oder wenden Sie sich persönlich an unsere Nachhaltigkeitsexpertin Eva Winkler.

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